Der Blitzangriff von Aschaffenburg hat mich mehr berührt als die anderen Gräueltaten die das Land derzeit bewegen. Aschaffenburg ist nicht weit und ich war schon öfters in dem Park in dem die Bluttat passierte. Es ist furchtbar, wenn so etwas die schwächsten der Gesellschaft betrifft, Taten gegen Kinder sind immer schrecklich.
Aber wie darüber diskutiert wird ist mir ein Gräuel. Psychische Probleme und Herkunft in einen Topf zu werfen ist gelinde gesagt zynisch. Da ist auf der einen Seite ein Gesundheitssystem das es nahezu unmöglich macht Zugang zu Psychologen zu erhalten. Wartezeiten von bis zu einem Jahr sind nichts ungewöhnliches und andererseits die weit verbreitete Haltung das sich der Wert eines Menschen nach seiner Nützlichkeit richtet. Nur wer einen Job hat und Steuern zahlt ist ein wertvoller Mensch.
Das diese Sichtweise solche Wahnsinntaten begünstigt ist ein offenes Geheimnis. Angriffe auf Kindergarten- Kinder kennen wir vor allem aus asiatischen Staaten mit hohem Leistungsdruck. Die Täter sind immer Männer die aus dem System gefallen sind und interessanterweise immer Angriffe mit Stichwaffen, Messer, Macheten oder sogar Schwerter.
Es kann nicht verwundern das Menschen die um Asyl gebeten haben anfällig für psychische Störungen sind. Viele sind traumatisiert und haben Verluste zu verarbeiten. Aber auch hier Geborene sind eine Gefahr, wenn sie aus Ihrer Wahrnehmung heraus in scheinbar ausweglosen Verlust- Situationen gefangen sind.
Es ist ein Symptom unserer Zeit, das das soziale Netz in das wir eingebunden sind nur noch aus Löchern besteht. Die Dorfgemeinschaft, Nachbarschaft, der Freundeskreis, all das ist in den letzten Jahrzehnten marginalisiert worden. Restaurants und Kneipen sterben, Vereine finden keinen Nachwuchs mehr. Kontaktarmut ist in doppelter Hinsicht gefährlich, einerseits bietet mangelnder Austausch mit anderen, Raum für dumme Ideen die kein korrektiv finden. Andererseits fehlt dadurch die soziale Kontrolle. Niemanden fällt mehr auf, wenn einer unserer Mitmenschen am Durchdrehen ist.
Das beste Mittel zur Prävention wäre also mehr Nähe, mehr Menschlichkeit und mehr Akzeptanz unserer Mitmenschen. Hinsehen wenn jemand sich auffällig verhält und den Wert eines Menschen nicht nach seinem Einkommen zu bemessen.
Leider diskutieren gewisse Politiker stattdessen mehr Härte mehr Abgrenzung und weniger Menschlichkeit. Ich leugne nicht das unser System mit Zuwanderern und Flüchtlingen umzugehen fehlerhaft ist. Vor lauter Wahlkampfmanövern und Bürokratie haben wir längst einen Moloch geschaffen die sinnfreien Vorschriften vor Pragmatismus stellt. Wir brauchen Arbeitskräfte und verbieten Asylbewerbern zu arbeiten. Wir wollen gut ausgebildete Fachkräfte und machen es nahezu unmöglich das Menschen in ihren Berufen hier arbeiten können. Da werden Papiere gefordert die in den Herkunftsländern unbekannt sind, Abschlüsse nicht anerkannt, trotz jahrelanger Berufserfahrung.
Viele der Geflüchteten kommen aus Staaten in denen die Fürsorge des Systems bestenfalls rudimentär ist. Das soziale Netz ist der Familienverbund und die Menschen schlagen sich mit Jobs durch die keine Sozialversicherung und keine schriftliche Qualifikation kennt. Dadurch kollidieren hier Weltbilder und wir fragen uns nur, wie wir diese Menschen in unser System pressen können.
Menschlichkeit und Phantasie wären gefragt. Aber das sind leider Dinge die vielen Politikern fehlen. Mir fehlt hingegen die Phantasie wie wir die Grenzen schließen wollen. Bauen wir eine Mauer? Das können wir, wie die Geschichte gezeigt hat. Aber will das jemand? Wir könnten uns auch in einen Polizeistaat verwandeln und die Anzahl der Grenzschützer verzehnfachen. Allerdings müssten wir dazu wohl Zuwanderer ausbilden um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Mir würde es wohl schon genügen, wenn die Populisten aufhören würden unsinnige, angebliche Lösungen zu beschwören, alleine das würde das Leben schon deutlich Lebenswerter machen.