Hurra, der Brexit ist da

Nein, ich bin kein Euroskeptiker und auch kein „Insel-Affen“ Hasser. Im Gegenteil, ich schätze die EU und mag die Engländer. Trotzdem bin ich froh, dass das Referendum gestern diesen Ausgang genommen hat. Sie fragen sich warum? Die Antwort ist einfach, der Brexit wird ein Experiment von besonderer Qualität an dessen Ende es in jedem Fall überall nur Sieger geben wird, außer vielleicht in England. Ich erkläre gerne warum ich das so sehe.

Szenario eins.

Die Euro Befürworter hatten Recht und England stürzt in eine selbstgemachte Wirtschaftskriese. Das wäre gut für alle anderen Staaten in denen Ewiggestrige und rechte Kräfte gegen ein vereintes Europa hetzten. Denn dann haben die moderaten Kräfte endlich ein nicht zu wiederlegendes Argument für den Verbleib im der Europäischen Gemeinschaft. „Wollt ihr so leiden wie die Engländer?“  dürfte auch dem Dümmsten klarmachen, dass er  von einer starken EU profitieren. Rechte Regierungen wie sie beispielsweise in Ungarn oder Polen derzeit regieren,  würden sich zwei Mal überlegen, ob und was sie in der Gemeinschaft blockieren, wenn durch den Brexit nachgewiesen wäre, wie schädlich ein Austritt aus, oder ein Scheitern der EU wäre. Dann käme die Integration weiter voran und die Irritationen der letzten Zeit würden relativiert. Die Finanzkriese und die Flüchtlingskriese wurden ja, wenn auch mehr schlecht als Recht, gemeistert während in England der Absturz für alle sichtbar würde. Ein schöner Nebeneffekt wäre, das sich die Engländer denn weniger Urlaub leisten könnten und Malle wieder ganz in deutscher Hand wäre, also jede Menge Sieger wenn der Brexit für seine Wähler zum Desaster wird.

Szenario zwei.

Alles wird besser. England blüht auf, ohne ständiges Einzahlen in die Töpfe der EU und deren oft völlig sinnlosen Vorschriften. Endlich keine Watt Begrenzung mehr für Staubsauger, die Gurken können so krumm sein wie sie wollen und durch die Abwertung des Pfund wird Made in UK so billig, das die Fabriken boomen. Jetzt wollen alle raus aus der EU und Englische Verhältnisse haben. Die EU zerbricht und eine der größten Bürokratiemonster der Erde, der Brüsseler Leviatan, stirbt. Das wäre  auch nicht weiter schlimm, denn wenn die Briten uns vorgemacht haben, das kleinere Einheiten flexibler und besser im Weltmarkt operieren können, dann sollten wir auf die EU verzichten. Alle Zweifel an derer demokratischen Legitimation wären endlich abgeschafft und die Fehlkonstruktion Euro wäre wohl ebenfalls Geschichte.  Allerdings wäre dieser „Jugoslawien Effekt“ wohl kaum für alle positiv. Wenn man sich die ganzen Konflikte in den EU Ländern ansieht, Schottland, das Baskenland, die Toskana und mit Sicherheit auch Bayern würden sich, noch mehr als schon jetzt, von ihren jeweiligen Ländern abspalten wollen. Das Ende des Euro würde schlagartig zum Staatsbankrott der Südeuropäischen Länder führen und Deutschland wäre nicht mehr der größte Nutznießer der Gemeinschaft, dessen Exportbilanz die Bilanzen der meisten anderen Teilnehmer ruiniert. Aber vielleicht wäre das aufziehende Chaos reinigend und wir hätten eine Change auf ein gerechteres und demokratischeres Europa als wir es derzeit haben.

So oder so, selbst wenn die Waage nicht richtig kippt und sich die Lage in England nur wenig verändert nach dem Brexit, könnten wir dennoch alle dadurch gewinnen. Denn eines ist jetzt auch dem dümmsten, wirtschaftshörigsten, bürokratischsten EU Mitarbeiter klargeworden. Zu viel Gängelei sorgt für unzufriedene Bürger, die dann vielleicht dafür sorgen, das wieder jemand aus der EU austritt. Vielleicht denkt dieser Bürokrat dann erste einmal an England, bevor er die nächste völlig überflüssige  Verordnung entwirft. Vielleicht über eine Drehzahl- Obergrenze für Vibratoren.

In diesem Sinne ein dreifaches Hurra nach England. In Mutig von Euch, das ihr die Versuchskaninchen spielt, zum Wohle aller noch verbliebenen EU Bürger.

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