Das Wetter ist gut, Corona kaum noch ein Thema, der Urlaub naht, eigentlich könnte die Laune gut sein. Wenn, ja wenn, da nicht das Damokles Schwert der Energiepreise über uns schweben würde. Stand jetzt hat sich der Bezugspreis von Gas für meine Behausung verdoppelt, der Strompreis ist um ein Drittel gestiegen. Gut, wenn es dabei bleiben würde wäre das unschön aber kein Problem. Doch es geistern Zahlen durch die Presse die den meisten Menschen Bauchschmerzen bereiten werden. Da sprechen Politiker von einer Verdrei- bis Versechsfachung des Gaspreises auf das derzeitige Niveau.
In Zahlen bedeutet das für ein Zweifamilienhaus das bisher ca. 3000.-€ Gaskosten für Heizung und Warmwasser gekostet hat das in Zukunft 9000-18.000 € fällig würden. Damit dürften die Nebenkosten die Kaltmiete einholen oder sogar übersteigen.
Bedenkt man, dass die meisten Menschen hierzulande ca. 40 % ihres Einkommens für Wohnen ausgeben, müsste jedem klar sein, dass sich hier eine Katastrophe anbahnt. Heizkosten die den Wert eines Kleinwagens erreichen sind von den Wenigsten bezahlbar. Also Gegenmaßnahmen ergreifen denkt sich der Bürger.
Isolieren, Wärmepumpen, Solaranlage. Dumm nur, dass 20 Millionen Hausbesitzer derzeit über genau das Gleiche nachdenken. Die meisten Fachbetriebe geben derzeit nicht einmal mehr Angebote ab, weil sie zum einen auf viele Monate ausgebucht sind und zum anderen die notwendigen Materialien für diese Maßnahmen derzeit knapp oder gar nicht verfügbar sind.
Das hat natürlich auch starke Auswirkungen auf das Preisniveau dieser Sparmöglichkeiten. Was Sparen immer schwieriger macht.
Eigentlich bleibt allen Betroffenen nur Autogenes Training zum Stress Abbau als Gegenmaßnahme. Heizungen, Fassaden und Solaranlagen sind Investitionsgüter, mit einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren. Es ist völlig unrealistisch, den Bedarf der nächsten zwei Jahrzehnte binnen ein paar Monate vorzuziehen. Auch sollte jeder eine realistische Einschätzung vornehmen wie groß das Sparpotenzial in seinem Fall ist.
Dämmen klingt zum Beispiel immer gut. Eine gedämmte Fassade kann bis zu 19% Heizkosten sparen (Quelle: Eigenheimverband Bayern), aber hier lohnt sich wie bei allen Investitionsgütern nachzurechnen wann sich die Ausgaben für die Dämmung amortisiert haben. Nehmen wir an, ihre Fassade ist 12 Jahre alt und hat damit noch weitere 18 bis zum neu Streichen und ca. 35 Jahre bis zur grundhaften Sanierung. Für unser kleinen Zweifamilienhaus fallen ca. 50.000.-€ Kosten für die Dämmung an. Auf das bisherige Preisniveau berechnet sparen Wir 19% von 3000.-€ also ca. 570.- € im Jahr. Also amortisiert sich die Dämmung nach 87,7 Jahren. Nur des Dämmens willen zu dämmen ist also Unfug.
Aber wie sieht es aus, wenn sich der Preis wirklich versechsfacht? 19% von 18.000.-€ sind 3420.-€ im Jahr also amortisiert sich die Dämmung bereits nach 14,6 Jahren. Immer noch kein Schnäppchen aus Investorensicht, das ist bestenfalls Durchschnitt bei einer Kapitalanlage.
Natürlich ist diese Maßnahme sinnvoll, wenn sowieso etwas gemacht werden muss, aber als Selbstzweck ehr teuer. Muss die Fassade hingegen sowieso renoviert werden, dann sieht die Rechnung besser aus, denn die zusätzliche Dämmung fällt nur mit 10-15.000.- € ins Gewicht und atomisiert sich daher auch bei gleichbleibenden Energiekosen in ca. 20 Jahren.
Wer jetzt den Klimaschutz anführt dem bitte ich zu bedenken, dass es die Sanierung einer noch voll funktionsfähigen Fassade nicht zum CO2 Nulltarif gibt. Die Dämmstoffe müssen Produziert werden, Putz ist strak Klimabelastend in der Herstellung. Eine Sanierung des Bestandes, wäre sie kurzfristig möglich, würde also ehr zu einem erhöhten CO2 Ausstoß führen als diesen zu senken.
Natürlich ist es Sinnvoll bei einem Neubau, oder einer grundhaften Sanierung alles zu tun um den Energieverbrauch des Gebäudes zu minimieren. Aber nur 2% des Bestandes in Deutschland fallen pro Jahr unter diese Kategorie. Es wird also 50 Jahre dauern bis wir den Energiebedarf unseres Wohnens um 2/3 reduziert haben. Das ist wie der Bremsweg eines Tankschiffs, ganz schön lange.
Auch sollte man im Blick haben, dass der Primärenergiebedarf in Deutschland nur zu 28,6 % auf Private Haushalte entfällt( Quelle: Umweltbundesamt). Sparen wir davon in 50 Jahren 2/3 ein wären es dann noch 9,3 % bezogen auf den heutigen Verbrauch. Ein überschaubares Ergebnis bei sehr hohem Investitionsbedarf.
Wir sollten unseren Beitrag leisten, das Fenster tauschen das schon länger auf der Liste steht, alte Heizungen ersetzten uns aber vor blindem Aktionismus hüten. Wahrscheinlich brauchen wir unsere Rücklagen, sofern noch welche da sind, zur Begleichung der Energie Rechnungen.
Es bleibt dem Einzelnen nur zu hoffen, dass die derzeitige Situation nicht allzu lange andauert und wir in wenigen Jahren wieder eine gesicherte Energieversorgung haben. Dazu muss die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, denn sie trägt eine Mitschuld an der derzeitigen Misere.
Allerdings sollte sie die Lasten nicht alleine dem Bürger weiterreichen. Aus meiner Sicht wäre das einzige Mittel ein schneller Ausbau der Photovoltaik. Doch grade da sind die größten bürokratischen Hindernisse. Abgesehen davon, dass die Regierung es zugelassen hat, dass die Produktion von Solarmodulen komplett nach China verlagert worden ist, sorgt die Gesetzgebung immer noch dafür, dass die Energiekonzerne möglichst wenig Einbußen haben, durch den privaten Zubau von Solarenergie. Nutze ich einen Teil meiner Produktion selber, dann ist die Einspeisevergütung nicht der Rede wert und speise ich ein, werde ich Steuerlich behandelt als wäre ich RWE. Eigentümergemeinschaften scheitern so fast immer an der Errichtung einer PV Anlage, selbst wenn große Dachflächen zur Verfügung stehen. Aber die Mini-Vergütung bei gleichzeitiger Behandlung als Unternehmen mach das technisch nahezu unmöglich. Welcher Eigentümer will der Geschäftsführer der Solarfirma sein? Persönlich haftend mit Bilanzpflicht?
Ich fordere daher die sofortige Abschaffung der Umsatzsteuerpflicht für einspeisende PV Anlagen, eine gerechte Vergütung für Selbstnutzer. Die Subvention von Speichern für PV Anlagen (Viel sinnvoller als Hybrid SUVs) und den Wiederaufbau einer deutschen Solarzellenproduktion. Günstiger Strom würde uns die Nutzung alternative Heizsysteme wie Infrarot Heizungen ermöglichen, wir könnten Öl und Gasheizungen und vor allem die Warmwasserversorgung auf Strom umstellen der CO2 neutral produziert wird und der nicht importiert werden muss. Das wäre eine sinnvolle Sofortmaßnahme.
Uns, die wir langsam in Panik ausbrechen, würde damit ein gangbarer Weg aufgezeichnet der auch die Umwelt entlastet. Bis dahin bleibt nur das Mantra „Keine Panik“.