Passend zum Weihnachtsfest möchte ich mich mit einem kleinen Denkanstoß zurückmelden.
Manche Leser fragten mich in der Vergangenheit, wo das große Ganze in meinen Bücher zu finden ist. Sie wäre doch so unterschiedlich, vom halbironischen „Sachbuch“ bis zum Science Fiction. Ich antworte dann immer: Das verbindende Element ist immer das, was ich als die „Methode der Objektivierung“ bezeichne. Was das ist möchte ich hier kurz näher erklären.
Kennen Sie die zehn Gebote? Natürlich, aber können Sie auch alle zehn aus dem Stehgreif aufzählen? Wahrscheinlich nicht. Was umso erstaunlicher ist, da es natürlich genau so viele sind wie wir Finger haben. Da die allgemeine Schulbildung noch nicht so lange eingeführt ist, durften es nicht mehr sein, als die universale Menschliche Rechenmaschine, Fingerzählen. Aber wieso sind uns einige sofort präsent, Du sollst nicht töten, wird bestimmt sofort jedem einfallen, während andere uns partout nicht einfallen wollen? Schlagen Sie das Thema mal bei Wikipedia nach dann wird Ihnen der Grund schnell klarer werden. Es gibt verschiedene Fassungen und eigentlich 16 Punkte, die auch noch in zwei leicht unterschiedlichen Varianten im Alten Testament vorkommen.
Jetzt wird es verwunderlich. Denn die zehn Gebote sind so etwas wie der Unterbau der gesamten Religion und damit unserer heutigen Gesellschaft. Aber wieso sind diese nicht klar und eindeutig formuliert?
An genau dieser Stelle gibt es jetzt zwei verschiedene Arten sich dieser Frage zu nähern. Die Religionen die die aktuelle Deutungshoheit haben nahmen den ersten Weg, wir wollen hier beide erklären.
Was ist also passiert und welche Alternativen gibt es? Gehen wir zurück zum zehn Finger Prinzip. Alle „Religionsgelehrten“ gehen damals wie heute davon aus, dass der typische Gläubige zu dumm ist, sich mehr als zehn Gebote zu merken. Also werden die 16 Aussagen „eingedampft“. Außerdem steht im Originaltext „Zehn Worte“ also muss die zehn wichtig sein. Also murksen wir mal schnell zehn „Gebote“ zusammen. Selbst wenn man glaubt, dass der Text der Bibel wortwörtlich genommen werden sollte und dieser „direkt von Gott“ stammt ist das immer noch eine stark interpretierende Lösung, die zudem noch Ideologisch eingefärbt wird. So streichen die Katholiken mit Ihren prächtigen Kirchen mal kurz die Aussage 3 „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ Denn dann müssten ja die meisten Kirchen renoviert werden und tausende Bilder übermalt werden. Und aus der letzten Regel: „Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“ Werden gleich zwei Gebote, die Herrschenden waren schon immer dagegen, dass das einfach Volk Begehrlichkeiten entwickelt und am Ende noch genauso viel haben möchte wie die, die in den Palästen hausen. So ist es eigentlich kein Wunder, das die meisten von uns die Zehn nicht auf Anhieb zusammen bekommen. Denn sie sind nicht so im Original Text und machen auch nur bedingt Sinn in dieser Fassung.
Kommen wir jetzt also zur zweiten Methode diesen Text zu betrachten. Wir nehmen das Original und denken über die Aussagen nach! Das ist, wie ich immer wieder betone, der Sinn hinter allen religiösen Texten. Denn der Sinn solcher Texte besteht darin, seine ganz persönliche Erleuchtung zu erlangen, in dem man den Text für sich und sein Leben versteht! Auswendiglernen und nur Worte zu rezitieren ist unnütz, das bringt einen kein bisschen näher zu Gott und einem glücklichen Leben. Wir sollten also den Text für uns selbst interpretieren und vorgekaute Auslegungen einfach außer Acht lassen. Dann entsteht aus diesen 16 Aussagen etwas ganz neues, sehr persönliches, das uns in unserem Leben wirklich weiterhelfen kann. Ich gebe hier einmal ein Beispiel für eine solche „Interpretation“:
Eine Handvoll Aussagen darüber wie man verhindert sein Karma zu ruinieren und Unglück aus seinem Leben Fernhält
Du sollst an einen Gott glauben, dieser ist Universell und für alle Menschen erfahrbar.
Du sollst nicht versuchen dir Gott mit deinem beschränkten menschlichen Verstand vorzustellen, der Mensch wird immer nur einen kleinen Teil seiner Existenz sehen und verstehen können.
Du sollst nicht etwas anderem Dienen als mir, aller Irrglaube führt zu Unglück und Verzweiflung. Oder im Umkehrschluss, bist Du nicht glücklich dienst Du mir nicht.
Gebe nicht vor in meinem Namen zu handeln, wenn Du etwas gegen meine Gebote tust.
Achte auf Dich, arbeite sechs Tage fleißig und dann ruhe Dich einen Tag lang aus und denke über Gott und Dein Handeln nach.
Zwinge niemanden anderen an diesem Tag für Dich zu arbeiten, achte auch auf andre.
Familie ist wichtig, kümmere dich um sie und haltet zusammen, damit sie ein Hort der Zufriedenheit sein kann.
Du sollst nicht morden.
Du sollst deinen Partner nicht hintergehen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht über Andere Lügen verbreiten.
Du sollst nicht Neidisch sein und Dinge begehren die dir nicht gehören und die du nicht haben kannst.
Wir ihr seht kommen bei meiner persönlichen Interpretation 12 „Gebote“ heraus. Dennoch bin ich mir sicher, dass wenn ich diese befolge mein Leben deutlich glücklicher sein wird, als wenn ich sie missachte. Das ist es was ich unter der “Methode der Objektivierung“ verstehe. Natürlich wird man für so etwas üblicherweise als Ketzer verbrannt. Denn selber denken ist bei den meisten Religionen strikt untersagt. Es gab und gibt Kriege darum, welche Interpretation richtig ist.
Dieser Irrsinn muss endlich aufhören, oder ist der Durchschnittsmensch immer noch so dumm, dass er nur bis zehn zählen kann? Ich denke, dass diese Zeiten vorbei sind und wir in ein neues Zeitalter eintauchen, in dem Moral aus Denken entsteht und die Gesellschaft nicht nur immer neue technische Spielereien erfindet, sondern auch die Moral und der Glaube sich weiter entwickeln. Das ist ein langer Prozess, aber die einzige Zukunft der Menschheit.
In diesem Sinne frohe Weihnachten.