Die Lebenslüge der Babyboom Generation oder die Ursachen der Unzufriedenheit

Mancher versteht sich selbst nicht und verlangt von anderen verstanden zu werden.

Wilhelm Vogel (19./20. Jh.), deutscher Aphoristiker.

Wir werden 50, oder sind es schon, oder wurden es vor kurzem. Das haben wir alle beim RB Verlag gemeinsam. Die Babyboomer oder die Generation die dadurch herausragte, dass sie nirgendwo herausragte. Die 68er regieren das Land, die jungen werden Veganer und in meiner Generation platzten die Lebensmodelle eines nach dem anderen.

Der bereits oben Zitierte Wilhelm Vogel hat auch einmal geschrieben, „Täuschung wird erst dann plump und beleidigend, wenn sie der Betrogene merkt.“

Wie wahr! Auf einem Klassentreffen kann man das schön beobachten. Denn viele der Leiden der heutigen Gesellschaft haben ihre Ursachen in den Weichen die damals in den 70er und 80er Jahren gestellt wurden. Was ist damals passiert? Was war anders als heute? Es gab keine Gutpflicht, Jägermeister am Automaten, die Pille, Punk Rock und Disco zur gleichen Zeit und modische auswüchse vor denen es einen heute noch gruselt. Aber die eigentliche Revolution fand in den Köpfen statt. Die engen Grenzen der 50er und 60er Jahre Gesellschaft waren von den 68ern beiseite geräumt worden. Wir verbrachten unsere Kindheit in einem Limbus zwischen abgeschafften engen Grenzen und allgemeiner Freiheit. Man kann wirklich nicht sagen, dass wir überbehütet worden sind. Jägermeister am Automaten machte ihn für jedes Taschengeld erreichbar. AIDS war noch nicht erfunden und es gab Raucherabteile in Zügen. Das Ergebnis war eine Generation, die Party und Spaß in den Mittelpunkt Ihres Lebens stellte.

Politisch zu sein  war fast unnötig, denn Helmut Schmidt regierte und wir hatten das Gefühl das die Verwaltung unbestechlich und gerecht war, auch wenn wir gegen die Startbahn West, Atomkraft und Pershing Raketen waren. Aber wir gingen wählen und verhielten uns auch sonst staatstragend und bekamen trotzdem das Prädikat „no future Generation“. Nahezu alle meine Freunde bekamen einen Ausbildungsplatz, trotz der Größe unserer Generation und dann wurde gearbeitet, was sonst.

Dennoch lief etwas schief, das die Gesellschaft bis heute schwer belastet. Denn in unserer Generation verschob sich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Das klassische Rollenbild war dahin und wir wollten nie so werden wie unsere Eltern. Das hatte Folgen. Die Mädchen lernten nicht mehr wie man kocht, die Jungen hatten nur noch unklare Vorstellungen davon was Verantwortung für eine Familie bedeutet. Theoretisch gingen ja jetzt beide Partner arbeiten, also wo war welche Rolle und wer machte in Zukunft was? Beim Kochen hatte das zu Folge, dass nahezu alle meine Freunde besser kochen konnten als ihre Freundinnen, dennoch waren wir weit von den Künsten unserer Mütter entfernt. Das ist mir schon früh aufgefallen und die Mikrowellen Kultur die daraus resultierte war nur eines der Probleme das folgte.

Heute sind die Frauen meiner Generation aus dem Alter heraus in dem sie noch Kinder bekommen können und langsam wird das Ausmaß der Folgen klar. Nicht einmal jeder zweite den ich von damals kenne hat den Schritt zu einer Familie geschafft. Auf den ersten Blick ist das kein Problem, aber näher betrachtet durchaus. Die Partykultur hat zu übermäßig vielen Verlusten geführt, die Anzahl der Alkoholiker und Drogenopfer ist verhältnismäßig hoch. Aber auch die Anzahl derer die heute einsam sind. Näher betrachtet ist es nicht erstrebenswert bei Mikrowellenfutter in seiner Eigentumswohnung zu sitzen und seine Freizeit entweder mit Fitness und Trauer über sein verlorenes gutes Aussehen, oder mit Fernsehen und Langeweile zu verbringen. Die ersehnte Freiheit von damals hat sich für die meisten als Mogelpackung erwiesen. Karrieremenschen sterben an Herzinfarkten, Narzissten bringen sich um. Dafür freut sich die Industrieüber abhängige Kunden für Fertiggerichte und treue Kunden von Duftwässerchen und Modeschnickschnack.

Wir haben damals versäumt unsere Situation zu analysieren und eigene Strategien zu entwickeln. Die sexuelle Befreiung ist dank AIDS stecken geblieben und entwickelt sich rapide zurück. Die Einbindung der Frauen in den Arbeitsalltag hat dazu geführt, dass kaum noch jemand in der Lage ist seine Familie mit nur einem Einkommen zu ernähren. Die Idee modisch „anders“ zu sein hat zu Konsumzwängen geführt, es ist teuer immer in seinen zu müssen.

Was bleibt ist eine sprachlose Generation, die Ihre Kinder überbehütet, sofern sie welche bekommen haben. Die angepasst aussieht und es eigentlich nie war. Deren Frauen gerne Sex haben würden aber langsam Ihre Attraktivität einbüßen und deren Männer nicht sicher sind wo sie ihre Rolle finden, die sie irgendwo zwischen Ernährer und Beschützer und gleichberechtigten Partner der kocht und putzt vermuten.

Die einzigen Gewinner sind die Herrschenden. Denn seit unserer Generation glauben wir alle, dass wir unendlich verschieden sind. Atomisierte Gesellschaften die sich in Popper und Punks, Atomkraftgegner und Technikfans, Hinz und Kuntz auseinanderdividieren haben lassen. Teile und herrsche ist damit keine Aufgabe mehr sondern ein Leichtes. Anders ist das derzeitige Niveau der Regierenden wohl auch nicht zu erklären, eine funktionstüchtige, dynamische Gesellschaft hätte diesem Murks schon lange den Stecker gezogen.

Was bleibt ist die Frage, was man besser machen könnte. Doch da müssten wir bei uns selbst anfangen. Wie Wilhelm Vogel gesagt hat, erst sollte man sich selber verstehen, bevor man von anderen verlangen kann verstanden zu werden. Erst wenn uns die Basics des Lebens wieder bewusst sind, wir uns klar gemacht haben, das Geburt, Leben, Zeugung und Tod der Lauf der Dinge ist, dann besteht eine Möglichkeit uns selbst zu finden und das Wesentliche wieder richtig zu machen.

Wen das interessiert dem möchte ich mein Buch „Liams Weg in das Licht“ empfehlen, das von dieser Bewusstwerdung handelt. Denn es gibt durchaus Wege aus dieser Zwickmühle hinaus.

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